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Chaitanya

SEELENREISE

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Hof Kiebitz

Wie alles begann.

Chaitanya Hof - Kiebitz

Ein Traum wird Realität

 "Wäre es nicht schön, wenn wir diesen Hof bekommen, mit dem wir uns verwirklichen können?"

Es ist Mitte Juni 2024, als wir das Exposé des Hofes in den Kleinanzeigen entdecken und mit der Marklerin von der Sparkasse Mittweida Kontakt aufnehmen. Am 28.06. sind wir vor Ort und besichtigten den alten Hof aus dem 19. Jahrhundert, der in einem siebenjährigen Dornröschenschlaf vor sich hin schlummert. Niemand lebte mehr hier.  Der gesamte Hof ist eingehüllt in Gräsern, Sträuchern und Haselnussbüschen. 5.200m² Land mit drei Gebäuden und einer Streuobstwiese.

Die Entscheidung, den Hof zu kaufen, war sofort klar. Wie, wissen wir noch nicht und überlassen es dem Satz, der ganz oben auf dieser Seite steht. Mit dabei an diesem Tag ist ein guter Freund, der ebenfalls, wie Martin in Sachsen verwurzelt ist und ebenso fasziniert von diesem Hof ist. Der Marklerin sagen wir sofort zu und unterschreiben eine Interessensbekundung, müssen allerdings noch lange drei Wochen warten, bis sich die Marklerin mit dem Eigentümer austauscht, um sich zwischen den weiteren zwei Interessenten zu entscheiden.

Jetzt erst realisieren wir unsere Chance, die sich da auftut und unser Freund signalisiert uns, dass er uns helfen kann. Die Absprache steht.

Ende Juli teilt uns die Maklerin mit, dass der Eigentümer sich für uns entschieden hätte. Da war eine riesige Freude und gleichzeitig der Gedanke, dass wir nun Nägel mit Köpfen machen müssen. Die Maklerin schickt uns daraufhin eine Kaufabsichtserklärung zu, die wir unterschrieben zurücksenden. Nun wird es konkret. Nach einem Kurzurlaub im Habbachtal in Österreich kehren wir Ende Juli zurück und werden am 15.08.2024 den Kaufvertrag notariell unterschreiben.

Doch dann: Der Eigentümer will dem Kaufvertrag nicht zustimmen und verweigert seine Unterschrift. Eine Woche später kehren wir nach Kiebitz zurück und treffen uns dort mit dem Eigentümer, damit er sich nach seiner siebenjährigen Abwesenheit einen Eindruck vom Zustand des Hauses und Hofes machen kann.

Das Treffen vor Ort ist für beide Seiten bewegend. Wir lernten den Eigentümer kennen, teilten uns ihm und unsere Absichten mit, wie wir dem Hof ein neues Leben schenken wollen und die Wehmut nahm ihren Raum ein. Am gleichen Tag, es ist Freitag, der 23.08.24, unterschreibt der Eigentümer auf dem Heimweg schließlich doch den Kaufvertrag beim Notar. Und wir? Wir können es kaum fassen, dass es genauso passiert ist, wie wir es manifestiert hatten.

Die Schlüsselübergabe ist am 10.09.2024. Wir erhalten sämtliche Pläne und Unterlagen. Viel ist es nicht. Das genaue Baujahr konnten wir im Oktober auch im Landesbauarchiv Mittweida nicht herausfinden, weil erst ab 1875 Bauunterlagen archiviert werden. Schätzungen nach, ist der Hof aus den 1860er Jahren. Genaueres werden wir vielleicht beim Ortschronisten erfahren, dessen Kontakt wir von der Gemeinde Jahnatal mitgeteilt bekamen. Die Scheune und der Stall werden etwas älter sein, erkennbar am Baustil. Früher sah das Haus völlig anders aus, so erzählen es die Baupläne. 

Und nun geht es so richtig los. Fast jedes Wochenende fahren wir nach Kiebitz und fangen an, die Zimmer leer zu räumen, den Hof vom Unkraut zu befreien, Müll und Schutt containerweise wegzuschaffen. Das Feuer brennt fast Tag und Nacht, soviel Holz sammelt sich an. Wir entdecken ein altes Plumpsklo, reinigen die alte Honigküche und richten dort unsere Übergangsküche ein, mit Herd, Spüle, Waschmaschine und Kühlschrank. Wir ergattern einen ausrangierten Pizzaofen, einen gebrauchten Wohnanhänger, in dem wir zukünftig die Nächte verbringen. Nun brauchen wir ein funktionierendes Klo. Zurück in Dortmund wird auch dieser Plan zur Realität und wir zimmern uns ein Klo-Häuschen.

Im Oktober sind die ersten Besucher da und helfen bei der Müllbeseitigung. Bäume und Sträucher werden entfernt und der Hof vom Unkraut befreit. Es scheint völlig egal zu sein, was man wo macht, alles ist am Ende eine sinnvolle Aktion. Ob es das Totholz ist, was vom Baum geschnitten wird oder die alten Gewächshausabdeckungen demontiert und in den Container entsorgt werden, oder die alten Möbel aus dem Haus geschleppt werden, Prioritäten gibt es noch keine. Jeder macht, wozu er gerade Lust hat.

Aus der Scheune holen wir die zurückgelassenen Kleintraktoren und bringen sie zur Landmaschinen-reparatur. Und das Feuer brennt und brennt. Jeden Abend sitzen wir am Feuerplatz und es fühlt sich schon sehr nach Gemeinschaftsleben an. Der Transit wird zur Schlafstätte, die alte Honigküche wird zum Begegnungsraum.

Es wird Herbst in Kiebitz. Wir haben viel geschafft. Den Gewächshausboden haben wir abgedeckt, damit es im Frühjahr direkt mit dem Anbau losgehen kann. Jede Menge Äpfel pflücken wir von den Bäumen und wissen am Ende nicht, wohin mit den ganzen Kisten. Wir stellen schließlich einen Tisch an die Straße und verschenken die Äpfel. Sie werden gerne angenommen und am Ende ist keiner mehr übrig.  Wir tragen weiter säckeweise den alten Hausrat aus dem Haus und bringen ihn zur Entsorgung. So langsam lichtet sich das Chaos.

Die ersten Schneeflocken fallen. Kiebitz wird in einen weißen Schleier gehüllt, friedlich, sanft und ruhig. Auch in uns wird es leise, die Schaffenskraft macht eine Pause. Die letzten Holzreste aus dem Haus landen in der Feuerschale. Das Haus ist nun fast leer geräumt. Nur noch der Dachboden steht noch voll mit Getreide, Wolle und alten Regalen. Aber das hat noch etwas Zeit, denn sobald es Frühling wird, geht es im Erdgeschoss mit der Sanierung des Bodens los, damit recht bald ein Bad und eine Küche ins Haus hinein kommt. Außerdem soll die Treppe zum Obergeschoss räumlich versetzt werden, denn so wie es jetzt ist, nimmt sie zu viel Platz weg.